Offener Brief an die Deutsche Bundesregierung:
Stimmen Sie für den AI Act!

Ein Bündnis aus Wissenschaft, Thinktanks, Wirtschaft und Zivilgesellschaft fordert die Deutsche Bundesregierung auf, im Votum der EU-Mitgliedsstaaten zur KI-Verordnung (AI Act) mit „Ja” zu stimmen, um für Rechtssicherheit zu sorgen. Sollte der AI Act nicht angenommen werden, wäre das ein hohes Risiko für die Innovationskraft und den Grundrechtsschutz in Europa mit internationalen Auswirkungen.

Nachdem am 9. Dezember 2023 im Trilogverfahren ein Kompromisstext verhandelt wurde, müssen die EU-Mitgliedsstaaten den vereinbarten Text nun im EU-Rat mit einer qualifizierten Mehrheit annehmen. Sollten mehrere Staaten den Gesetzesentwurf jedoch ablehnen oder sich enthalten, würde sich eine Verabschiedung des AI Acts erheblich verzögern oder der AI Act gar verhindert werden. Die anstehende Wahl des EU-Parlaments und die darauf folgende Neubildung der Kommission erschweren neue Verhandlungen. Um Rechtssicherheit für Unternehmen, verbindliche, verhältnismäßige Standards für vertrauenswürdige KI zu schaffen, sollte deshalb eine Einigung noch in dieser Legislatur erfolgen.

Künstliche Intelligenz wird grundlegende Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft haben. Der EU-Gesetzgeber hat erkannt, dass dafür ein umfassender und harmonisierter Rechtsrahmen erforderlich ist, der die Risiken für Bürger- und Verbraucherrechte, Rechtsstaatlichkeit und Umwelt begrenzt und gleichzeitig Innovationen im Bereich vertrauenswürdiger KI in Europa fördert. Mit dem Entwurf für den AI Act hat sich die EU als Pionier in der KI-Regulierung positioniert. Der AI Act stellt die Weichen dafür, welche Verpflichtungen auf Unternehmen zukommen und welchen Schutz Bürger:innen erhalten – und schafft für die Wirtschaft so mehr Klarheit mit Blick auf Haftungsfragen und verantwortungsvolle Technikgestaltung. Die Verordnung kann somit die Entwicklung menschenzentrierter und vertrauenswürdiger KI in Europa und weltweit fördern.

Die Unterzeichner:innen vereint die Haltung, dass ein fehlender Rechtsrahmen angesichts der fortschreitenden Entwicklung von KI riskant für Grundrechtsschutz und Innovationen in Europa wäre. Es droht sonst ein Flickenteppich nationaler Regulierungsinitiativen. Dies wird es insbesondere kleineren Unternehmen erschweren, ihre Produkte europaweit auf den Markt zu bringen. Währenddessen arbeiten China und die USA an eigenen Rechtsrahmen zu KI-Technologien. Diese Regeln könnten den Markt und die Entwicklung von KI-Produkten bestimmen, sollte die EU nicht rechtzeitig zu einer Einigung kommen.

Deshalb fordern die Unterzeichner:innen – trotz unterschiedlicher Perspektiven auf die Verbesserung bei der Ausgestaltung –, dass die Bundesregierung im Rat mit „Ja” stimmt. Die Unterzeichner:innen unterstützen damit nicht alle Maßgaben der Verordnung. Vielmehr sehen sie an verschiedenen Stellen Verbesserungsbedarf, der im Rahmen der weiteren Um- und Durchsetzung der Verordnung mitgedacht werden muss und auch durch nationale Gesetzgebung angegangen werden kann. Insbesondere bei der Standardsetzung und dem Aufbau von Aufsichtsstrukturen muss berücksichtigt werden, dass sowohl wirtschaftliche als auch zivilgesellschaftliche Stimmen Gehör finden. 

Die Unterzeichner:innen laden Organisationen aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft dazu ein, sich dem Aufruf anzuschließen. Wir müssen jetzt gemeinsam Position beziehen, um die Zukunftsfähigkeit Deutschlands und Europas zu sichern!

Unterzeichnende

Stiftung Neue Verantwortung e.V.

Mozilla

Stiftung Mercator

Bertelsmann Stiftung

Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

Zentrum für KI-Risiken und -Auswirkungen (KIRA)

Center for Advanced Internet Studies (CAIS) gGmbH

FZI Forschungszentrum Informatik

D64 – Zentrum für Digitalen Fortschritt e.V.

iconomy

Rat für Digitale Ökologie

ISD Germany

Prof. Dr. Philipp Hacker, LL.M., Professor für Recht und Ethik der digitalen Gesellschaft, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt O.

Prof. Dr. Joanna Bryson, Professor of Ethics and Technology, Hertie School

Prof. Dr. jur. Urs Gasser,  LL.M. (Harv), TUM School of Social Sciences and Technology, Dekan

Dr. Sebastian Hallensleben, Chair JTC21, CEN-CENELEC

Philipp Slusallek, Wissenschaftlicher Direktor, DFKI

Prof. Dr.-Ing. Gerard de Melo, Professor of Artificial Intelligence and Intelligent Systems, Hasso-Plattner-Institut, Universität Potsdam

Prof. Dr. Dirk Heckmann, Professor für Recht und Sicherheit der Digitalisierung, Technische Universität München

Prof. Sandra Wachter, Professor of Technology and Regulation, University of Oxford

Prof. Dr. Jeanette Hoffmann, Leiterin der Forschungsgruppe Politik der Digitalisierung, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)

Prof. Dr. phil. Petra Gehring, Professorin für Philosophie, TU Darmstadt

Dr. Markus Siewert, Managin Director, TUM ThinkTank

Oliver Suchy, Abteilungsleiter Abteilungsleiter Grundsatz und Gute Arbeit, DGB

Prof. Dr. Bettina Berendt, TU Berlin, Weizenbaum-Institut, KU Leuven

Prof. Dr.-Ing. Matthias Peissner, Institutsdirektor, Leiter Forschungsbereich Mensch-Technik-Interaktion am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO

Prof. Dr. Martin Krzywdzinski, Direktor, Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft

Sarah Rachut, Geschäftsführerin, TUM Center for Digital Public Services

Prof. Dr. Jan-Hendrik Passoth, Professor für Techniksoziologie und Leiter European New School of Digital Studies, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt O.

Julia Reinhardt, Fellow, European New School of Digital Studies, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt O.

Prof. Dr. Herbert Zech, Professor für Bürgerliches Recht, Technik- und IT-Recht, Humboldt-Universität zu Berlin, Weizenbaum-Institut

Prof. Otthein Herzog, Universität Bremen

Univ.-Prof. Hannes Werthner, TU Wien

Prof. Dr. Wolfgang M. Schröder, Professor für Philosophie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Mitglied im DIN-Arbeitsausschuss KI

Philipp Otto, Direktor und Geschäftsführer, Think Tank iRights.Lab

Lajla Fetic, KI Governance und Digitalpolitik, Freie Researcherin und Beraterin

Prof. Dr. Christiane Eilders, Wissenschaftliche Direktorin, Center for Advanced Internet Studies (CAIS) gGmbH

Prof. Dr. Martin Ebers, President, Robotics & AI Law Society (RAILS)

Prof. Dr. Martin V. Butz, Professor Computer Science & Psychology, University of Tübingen

Prof. Dr. Maximilian von Grafenstein, Professor für „Digitale Selbstbestimmung“, Einstein Center Digital Future

Prof. Dr. iur. Björn Steinrötter, Juniorprofessur für IT-Recht und Medienrecht, Universität Potsdam

Prof. Dr. Ulrike Luxburg, Sprecherin des Exzellenzclusters "Maschinelles Lernen: Neue Perspektiven für die Wissenschaft", Universität Tübingen

Prof. Band Holznagel, Direktor des Instituts für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht, Universität Münster

Professor Dr. Karl-E. Hain, Direktor des Instituts für Medienrecht und Kommunikationsrecht, Universität zu Köln

Klaus Bauer, Head of Research, TRUMPF Werkzeugmaschinen SE + Co. KG

Prof. Dr. Mario Martini, Professor für Verwaltungswissenschaft, Staats-, Verwaltungs- und Europarecht, Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften

Prof. Dr. David Roth-Isigkeit, Professor für Öffentliches Recht und Recht der Digitalisierung, Universität Speyer

Dr. Gunnar König, PostDoc, Eberhard Karls Universität Tübingen

Prof. Dr. Lynn Kaack, Assistant Professor of Computer Science and Public Policy, Hertie School

Julia Stamm, CEO, The Data Tank

Prof. Dr. Claus Rollinger, Professor, Universität Osnabrück

Prof. Dr. Kristin Pfeffer, Professorin, Hochschule der Akademie der Polizei Hamburg

Philipp Berens, Direktor Hertie Institute for AI in Brain Health, Universität Tübingen

Dr. Benjamin Lange, Nachwuchsgruppenleiter Ethik der KI, Ludwig-Maximilians-Universität München und Munich Center for Machine Learning

Richard Skalt, Manager, Digital Society Institute ESMT Berlin

Prof. Christian Herzog, Professor for Ethical, Legal and Social Aspects of AI, Universität zu Lübeck

Josef Drexl, Direktor, Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb

Prof. Achim Rettinger, Professor für Computerlinguistik, Universität Trier

Prof. Filippo Annunziata, EBI-Frankfurt School LLM Professor, Frankfurt School of Management

Prof. Dr. Debora Weber-Wulff, pensionierte Professorin für Medieninformatik, HTW Berlin

Prof. Dr. Stefan Koos, Professor für Privatrecht und internationales Wirtschaftsrecht, Universität der Bundeswehr München

Katharina Uppenbrink, Geschäftsführung, Initiative Urheberrecht

Anita Klingel, Leitein KI, PD

Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn, Professorin, Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, Universität Tübingen

Prof. Dr. Philipp Slusallek, Wissenschaftlicher Direktor, DFKI

Prof. Dr. Michael Friebe, Direktor, FOM-Center for Innovation, Business Development & Entrepreneurship

Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer, TÜV-Verband e.V.

Philipp von der Wippel, Managing Director, ProjectTogether gGmbH

Julian Riebartsch, CEO, Calvin Risk AG

Syang Zhou, CTO, Calvin Risk AG

Saskia Dörr, Senior Advisor for Corporate Sustainability and CDR, WiseWay Berät Unternehmen

Prof. Dr. Sebastian Pfotenhauer, Professor & Head of Department of Science, Technology and Society, Technische Universität München

Prof. Stefan Rahmstorf, Universität Potsdam

Stephan-Eloise Gras, Assistant Professor, Sciences Po Paris

Jobst Heitzig, Lab-Leiter, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Prof. Dr. Christian Thorun, Geschäftsführer, ConPolicy-Institut für Verbraucherpolitik

Arno Fuhrmann, Head of AI Engineering, appliedAI Initiative GmbH

Prof. Dr. Georg Martius, Professor for Distributed Intelligence, University of Tübingen

Prof. Dr. Jens-Peter Schneider, Direktor des Instituts für Medien und Informationsrecht - Abt. Öffentliches Recht, Universität Freiburg

Prof. Dr. Simon Munzert, Professor of Data Science and Public Policy, Direktor des Hertie School Data Science Lab, Hertie School

Dr. Annabel Oelmann, Vorständin, Verbraucherzentrale Bremen

Prof. Dr. Timo Minssen, Gründer und Direktor, Center for Advanced Studies in Bioscience Innovation Law (CeBIL), Universität Kopenhagen, ab März 2024 Gast-Professor an der Technischen Universität München

Prof. Dr. Rolf Schwartmann, Leiter der Forschungsstelle, Kölner Forschungsstelle für Medienrecht, Technische Hoschschule Köln

Prof. Dr. Christophe Kunze, Leiter Institut Mensch, Technik, Teilhabe (IMTT), Hochschule Furtwangen

Anwesha Banerjee, Post doctoral scholar, Potsdam Institute für Klimafolgenforschung,

Florian Gless, Ratsmitglied, Rat für Digitale Ökologie

Gennadi Schermann, Geschäftsführer, DIZ | Digitales Innovationszentrum GmbH

Dr. Christina Leuker, Senior Data Scientist, PD - Berater der öffentlichen Hand

Oskar Krafft, Consultant and AI Specialist, PD - Berater der öffentlichen Hand

Tobias Krafft, Geschäftsführer, Trusted AI GmbH

Prof. Dr. Thomas Zeilinger, Beauftragter für Ethik im Dialog mit Technologie und Naturwissenschaft, Evang.-Luth. Kirche in Bayern

Matthias Kuom, IPCEI CIS Cluster coordinator, DLR Projektträger

Prof. Dr. Claudia Heß, Professorin für Digitale Transformation, IU International University of Applied Sciences